Software enthält häufig eine Log-Funktionalität. Üblicherweise werden dort ein- oder mehrzeilige Einträge in eine Datei, nach syslog oder in die Standardausgabe geschrieben (und letzlich in eine Datei umgeleitet), die etwas darüber sagen, was die Software so macht. Normalerweise kann man das alles ignorieren, aber sobald dort etwas mit „ERROR“ auftritt oder schlimmer noch sogenannte Stacktraces, ist eigentlich angesagt, dass man dem Problem auf den Grund geht. Da nun leider Software häufig von minderer Qualität ist, was durchaus von den Unzulänglichkeiten der verwendeten Libraries und Frameworks kommen kann, sieht man das leider recht oft, teilweise so oft, dass man denen nicht mehr wirklich nachgeht. Ärgerlich ist vor allem, dass der eigentliche Fehler oft vorher an einer ganz anderen Stelle aufgetreten ist, sich aber in der Log-Datei nicht nachvollziehen lässt.
Nun ist es schön, dass die Log-Dateien einen gewissen Aufbau der Einträge einhalten. Meist beginnen sie mit einer Zeitangabe im ISO-Format, oft auf die Millisekunde genau. Da in der Regel mehrere Prozesse oder mehrere Threads gleichzeitig laufen, werden deren Einträge natürlich mehr oder weniger wild gemischt. Das ist gut erträglich, wenn auch mehrzeilige Log-Einträge (z.B. Stack-Traces) zusammen bleiben und wenn sich Anfang und Ende von mehrzeiligen Log-Einträgen gut erkennen lassen. Man kann dann mit Splunk oder mit Perl- oder Ruby-Scripten die Log-Dateien analysieren und jeweils für einzelne Threads die Abläufe nachvollziehen. Das Zusammenhalten mehrzeiliger Einträge lässt sich realisieren, indem man ein atomares write verwendet oder indem man einen „Logger-Thread“-hat und alle Log-Einträge diesem Thread in einer Queue zur Verfügung stellt, die dieser dann abarbeitet und herausschreibt.
Insgesamt ist das ganze Thema aber unübersichtlich und unhandhabbar geworden. In der Java-Welt hatte man früher log4j und eine relativ einfache Konfigurations-Datei im properties-Format. Das wurde dann irgendwann durch XML ersetzt und es kamen andere Logging-Frameworks dazu und jeweils immer wieder etwas, was alle diese vereinheitlichte. Letztlich wurde es dadurch komplizierter und unübersichtlicher.
Es stellt sich die Frage, wie viel von der Logik für die Handhabung der Log-Dateien in die Software selbst gehört. Muss die Software wissen, in welche Datei geloggt wird? Muss sie Log-Rotation kennen? Muss es sein, dass eine Software überhaupt nicht startet, nur weil man es nicht schafft, die komplizierte Log-Konfiguration richtig einzustellen? Letztlich müssen die Log-Dateien am Ende den Systemadministrator zufriedenstellen, der die Software auf dem Produktivsystem betreibt. Soll man diesem zumuten, für jede Software eine spezielle Konfiguration des Logging zu pflegen? Oder für diesen Zweck jeweils von den Entwickerln eine neue Software-Version anzufordern, weil die Konfiguration als Teil des Deployments „hardcodiert“ ist? Interessant wird es auch dann, wenn man auf Technologien wie „Platform as a Service“ (PAAS) setzt, wo man Applikationsserver, Framework, Datenbank u.s.w. zur Verfügung hat, aber wo die Software ohne weiteres den Server wechseln kann und damit Dateien verloren gehen.
Ist es vielleicht einfach die bessere Lösung, unter Einhaltung eines vernünftigen Formats nach stdout zu loggen die Software so laufen zu lassen, dass deren Standardausgabe (stdout oder stderr) in einen logmanager geleitet wird? Dieser kann dann für alle Software, die auf dem System läuft, verwendet werden und vom Systemadministrator einheitlich konfiguriert werden. Einheitlich heißt nicht nur, für alle Java-Programme gleich, sondern für alle Software, die sich dazu bringen lässt, ihre Log-Ausgabe nach stdout zu schreiben und gewisse Mindestanforderungen an das Format einzuhalten. Im Prinzip ließe sich mit named-Pipes auch eine beliebig hard-codierte Log-Datei unterstützen, aber das macht die Dinge nur komplizierter. Wenn dann das Logging-Framework der Software selbst noch Log-Rotation unterstützt, kann das natürlich durcheinandergeraten, wenn etwa nach n geschriebenen Bytes oder m Sekunden die named-pipe geschlossen, umbenannt und eine neue Datei angelegt wird, was je nach Schreibrechten in dem Verzeichnis zu verschiedenen Fehler führt.
Was ist jetzt mit Software, die selbst als Filter fungiert, wo also stdout Teil der Funktionalität ist? Solche Software findet man üblicherweise in Form kleinerer Programme oder Skripte, die nicht unbedingt Log-Dateien schreiben müssen oder in Form von gut ausgetesteter Software, die Teil der Installation ist. Oft kann man hier mit stderr für Log-Ausgaben, in diesem Fall meist für Fehlermeldungen, auskommen. Oder man könnte eine Log-Datei auf der Kommandozeile angeben, was dann auch wieder für den Systemadminstrator leicht zugänglich wäre und auf eine named-pipe umleiten könnte.
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