Bekanntlich hat sich die Firma Nokia erst aus ihren eigenen Entwicklungen bezüglich Mobiltelefonsoftware und später auch aus dem zugehörigen Hardwaregeschäft zurückgezogen und erlaubt einer Nordamerikanischen Firma für eine gewisse Zeit, ihre Telefone mit „Nokia“ zu benennen, etwa so wie für die Autofans „Volvo“ auf Autos steht, die sicher nicht von der seit vielen Jahren auf ihr Kerngeschäft, nämlich Lkws, Baumaschinen und Busse, spezialisierten Firma Volvo hergestellt werden. Nun hat Nokia in den letzten Jahren viele gute Mitarbeiter verloren, die im Bereich der Mobiltelefonentwicklung tätig waren. Diese haben dann eine neue Firma, „Jolla“, gegründet. Bis hier ist das alles normal, oft gründen entlassene oder frustriert selber gegangene ehemalige Mitarbeiter eine Firma, mit der sie das machen wollen, was sie bei ihrem alten Arbeitgeber machen wollten, aber nicht durften. Manche von diesen Firmen sind dann sehr erfolgreich, aber gleich das ehemalige Kerngeschäft der einst größten und wichtigsten Firma Europas in so einer Startup-Firma neu aufzubauen ist schon recht ehrgeizig und man musste es immer mit einer gewissen Skepsis betrachten. Auch wenn Jolla dort eher ein Nischenanbieter und nicht mehr wie einst Nokia und danach bis heute Samsung Marktführer ist.
Nun ist aber Jolla seit einigen Monaten so weit und man kann die Telefone bestellen, bezahlen und mit ihnen sogar telefonieren. Ich habe mir so eines beschafft und die Grundfunktionen sind auch vorhanden und ganz brauchbar. Die Benutzeroberfläche ist etwas gewöhnungsbedürftig, was aber eher daran liegt, dass wir die Oberfläche von Android-Geräten gewohnt sind und hier einige Dinge im Detail etwas anders laufen. Typisch ist, dass es eine Art virtuellen Bildschirm gibt und dass man Applikationen verlässt, indem man vom rechten Rand kommend auf den Bildschirm streicht. Das ist besonders gut zu wissen für das „Tutorial“, das irgendwie immer wieder bei Starten des Gerätes hochkommt und für das man keine einfache Art findet, um es zu verlassen. Ein anderes häufiges Element sind Punktreihen oben links, die irgendwie eine Tiefe im Dialog angeben und mit denen man zurück zur nächst höheren Ebene kommt. Menüs bekommt man oft, indem man von oben in den Bildschirm hereinstreicht. Alles drei Dinge, die Android mit drei spezifischen Tasten gelöst hat.
Nun soll man Apps installieren können. Dafür sollen sowohl Android-Apps vom Google-Play-Store als auch native in C++ & Qt geschriebene Apps vom Jolla-Eigenen App-Store verfügbar sein. Mehr dazu kommt vielleicht, wenn ich damit Erfahrungen gesammelt habe. Da Jolla wie Android auf Linux basiert, wäre vielleicht ein xterm und die ganzen GNU-Tools und so etwas schön. Es sollte möglich sein. Für Android gibt es das auch, aber da muss man wohl alles in Java nochmal schreiben, um es in eine App zu bringen. Was ja passiert ist, man hat Apps mit den wichtigsten GNU-Tools oder zumindest gleichnamigen Java-Attrappen. Auf dem N900 war das alles einfach nativ dabei, weil es mit dem Maemo-Linux mitkam.
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