Über die Lebensdauer von Multimediadaten

Diese Fotos mit Negativen, Dias und auf Papier sind heute nicht mehr „in“ und man sieht es alten Fotos an, dass die Farben schlechter werden.

Die Digitaltechnik löst viele Probleme, man kann Bilder ohne Farbverlust beliebig lange aufbewahren und muss beim Abdrücken nicht mehr an den Preis des Filmmaterials denken, weil das einzelne Foto ja fast nichts kostet. Ein bisschen schon, weil die Kamera verschlissen wird, die Speicherkarten nur begrenzt viele Schreibzyklen mitmacht und sogar noch Strom verbraucht wird, aber das kann man alles gegenüber dem Preis von Filmmaterial vernachlässigen. Solche Fragen stellen sich zum Teil auch bei der Video- und Audioaufzeichnung, wo sich lange Zeit analoge magnetische Aufzeichnungsverfahren etabliert hatten, oft gerade dort, wo die Qualitätsanforderungen nicht maximal waren. Ich bleibe mal hauptsächlich bei den Fotos und gehe kurz darauf ein, wenn die anderen Formate spezielle Aspekte berücksichtigt haben sollten.

Aber wie sieht es nun mit der Lebensdauer und den Kosten der langfristigen Archivierung bei Multimediadaten aus? Zunächst braucht man sehr viel Platz, aber bei jedem Baumarkt, Supermarkt und auch im Internet kann man für wenig Geld solche USB-Festplatten mit einigen Terabyte Kapazität kaufen. Also kopiert man die Dateien da drauf und solange es nur wenige sind, hat man dafür Platz und findet die Sachen auch wieder. Oder man speichert die Bilder in der Cloud, wobei dort viele Terabyte auch viel Geld kosten. Wird sich das ändern? Vielleicht, aber vielleicht stoßen wir auch an technologische Grenze, was die Aufzeichnungsdichte betrifft und können keine großen Preissenkungen für Plattenplatz mehr erwarten, bis einmal völlig neue Technologien die magnetische Aufzeichnung ersetzen und vielleicht auch neue Möglichkeiten bieten.

Lebensdauer

Aber wie sieht es mit der Lebensdauer solcher Multimedia-Dateien aus? Ich glaube, dass die im Durchschnitt sehr viel kürzer ist als bei den alten Verfahren. Was kann alles schief gehen:
* Die Formate. Ein proprietäres Format schafft eine Abhängigkeit von einem Software-Anbieter, den es in einigen Jahren vielleicht nicht mehr gibt oder der kein Interesse mehr hat, das frühere Format zu unterstützen.
* Datenverlust durch Festplattenschaden: Gelegentlich geht eine Festplatte kaputt, was zu Datenverlust führen kann. Backup machen wir alle regelmäßig, aber an dem Tag vor dem Plattencrash hat man es vergessen oder stellt fest, dass die Backups gar nichts kopiert haben oder nicht lesbar sind.
* Datenverlust durch versehentliches Löschen
* Man findet die richtige Datei nicht mehr
* Physikalischer Verlust des Mediums durch Feuer, Diebstahl, Wasserschaden o.ä., aber das kann mit Negativen und Dias auch passieren.

Alle diese Punkte lassen sich lösen, wenn man bereit ist, den Aufwand zu treiben.

Formate

So sinnvoll es sein kann, bei Fotos dir proprietären „raw“-Dateien aufzubewahren, so wichtig ist es, bei Bildern, die wirklich wichtig sind, zusätzlich oder stattdessen ein Format aufzubewahren, das standardisiert ist und für dessen Verarbeitung es Open-Source-Software gibt, auch wenn man diese heute nicht verwendet. Wer in 20 Jahren ein Nikon- oder Canon-Raw-Format von 2013 noch lesen kann, ist nicht sicher. Aber png und dng werden wahrscheinlich in 20 Jahren noch lesbar sein. Und auch wenn man heute lieber Photoshop als Gimp oder lieber Lightroom als Darktable verwendet, ist für die langfristige Lesbarkeit von Formaten hilfreich, dass es Opensource-Software gibt, die diese Formate verarbeiten kann und aus deren Quelltexten sich auch in 20 Jahren noch Software erstellen lässt, die das kann, selbst wenn es Photoshop und Lightroom dann nicht mehr geben sollte.

Backups

Man muss wohl ein regelmäßiges Backup der Bilddateien machen, um eine gute Chance zu haben, diese in 20-30 Jahren noch zu haben, auch wenn sich absolute Sicherheit nicht erreichen lässt, nicht einmal mit Negativen und Dias. Wenn man nun aber eifrig fotografiert, filmt,…. kommen jedes Jahr Unmengen an Daten dazu. Das heißt, dass der Aufwand, den man so pro Monat für Backups treiben muss, auch immer größer wird. Nur mal als Überlegung: Sagen wir die Bilder sind als DNG etwa 100 MB groß, denn wir wollen ja mit der neuesten Megapixel-Technlogie fotografieren, wenn nicht heute, so doch sicher bald innerhalb der nächsten 20-30 Jahre. Man verwendet 2TB-USB-Festplatten und macht 20’000 Fotos pro Jahr. Da passt ein Jahr auf eine USB-Platte. Das geht noch, aber mit der Zeit hat man eine ganze Sammlung davon und muss wissen, welches Bild wo ist und noch ab und zu Backups machen. Die Platten werden natürlich noch größer, die Bilder aber auch.

Wenn man aber sortiert, also beim Fotografieren ein bisschen nachdenkt, wie wenn man Filmmaterial benutzt, dann die schlechten Bilder löscht oder zumindest nur als JPG aufbewahrt, um aus den Fehlern zu lernen, dann kann eine solche USB-Platte für viele Jahre reichen und der ganze Vorgang bleibt beherrschbar.

Bei Videos ist das alles wohl noch schwieriger. Die Formatvielfalt ist unübersichtlicher, Videos belegen mehr Plattenplatz und es gibt auch sehr viel mehr proprietäre Formate. Man sollte sich aber auch gut überlegen, bevor man auf ein Format mit weniger Information (verlustbehaftete Kompression, Verringerung der Auflösung) wechselt. Interessant ist es auch, wenn man für ein größeres Projekt eine Video-Software beschafft, bei der man den Zugriff auf das Material verliert, sobald man aufhört, die Lizenzen dafür zu zahlen.

Metainformation

Woher weiß man, was in der Datei drinsteht? Sprechende Dateinamen können helfen, aber reichen nicht unbedingt aus. Fotos kann man immer noch recht schnell anschauen, aber wenn es viele sind, dauert das schon zu lange. Bei Videos ist das noch viel schlimmer. Deshalb ist gute Metainformation hilfreich, nach der man suchen kann, also Information, der beschreibt, was auf dem Bild, dem Video, der Tondatei o.ä. drauf ist, am besten strukturiert.

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