Am 16., 17. und 18. Juni 2014 war ich bei der Konferenz „Scala Days“ in Berlin. Wie so oft bei diesen Veranstaltungen gibt es einen Haufen Vorträge, in diesem Fall bis auf die jeweilige „Keynote“ jeweils vier gleichzeitig. Das Veranstaltungslokal war wie bei der Devoxx in Antwerpen ein Kino, allerdings in diesem Fall schon lange umgewidmet für andere Zwecke, aber gute Projektoren gab es noch. Große Themen waren Fragen des Compilerbaus und wie man mit der richtigen funktionalen Perspektive aus der relativ einfachen Aufgabe, einen Interpreter zu schreiben, zu der schwierigen Aufgabe kommt, einen Compiler zu schreiben. Das hilft sicher, Sprachkonstrukte in Scala zu verstehen, aber die Idee wurde auch auf andere Felder angewendet, etwa um SQL-Queries zu kompilieren und zu optimieren oder um mit einem aus Compilercode gebauten Programm Quelltexte zu analysieren.
Ein anderes großes Thema waren „Streams“, die für Webservices nützlich sein sollen. Im Gegensatz zu klassischen Webservices, bei denen man den ganzen Request erstmal in Empfang nimmt, wurden auch Konzepte behandelt, um sehr große oder quasi unbegrenzte Requests zu verarbeiten. Dazu muss man diese natürlich schon verarbeiten, sobald eine gewisse nutzbare Datenmenge angekommen ist.
Ein kleines, aber interessantes Thema war die Entwicklung von Android-Apps mit Scala. Bekannt ist als Ansatz dafür natürlich Scaloid, aber hier wurde Macroid, ein alternativer Ansatz vorgestellt. Es sah vielversprechend aus, dass man mit weniger Code gute Android-Apps schreiben kann. Eine große Sorge ist, dass diese Scala-Apps den Speicher sprengen. Weil sie zusätzlich zu den vorinstallierten Java-Libraries noch Scala-Libraries brauchen, die etwa 5 MB groß sind, vergeht einem schnell der Appetit, außer man setzt gerootete Android-Devices voraus, auf denen die Scala-Libraries vorinstalliert sind. Das Thema verliert aber ein bißchen seinen Schrecken, weil der Build-Prozess einen Schritt enthält, in dem unnötige Klassen aussortiert werden, so dass am Ende nur das installiert wird, was man wirklich braucht. Wenn man so weit geht, Akka auf dem Mobiltelefon laufen zu lassen, wird das aber spannend, weil Akka viel Reflection und damit sehr viel fehleranfällige Konfiguration für diesen Optimierungsschritt benötigt.
Interessant war auch das Thema API-Design. Vieles war deckungsgleich mit Dingen, die ich bei einer API-Design-Schulung für Perl von Damian Conway vor ein paar Jahren gehört hatte, aber es gibt natürlich Scala-spezifische Themen, die auch interessant sind. Es ist erstaunlisch schwierig, Binärkompatibilität von Klassen zu erzielen und zwingt auch zu unschönen Kompromissen. Aber die gehören wohl auch in der Scala-Welt zum Leben.
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