GNU-Emacs und Unicode

Heute sollte man Text-Dateien bevorzugt in Unicode erstellen und speichern. Natürlich braucht man nur englische Texte, deshalb reicht ISO-646 (ASCII) aus, aber ein paar Umlaute kommen doch noch rein, allein wegen Eigennamen und so kann man ISO-8859-1 oder ISO-8859-15 nehmen und hat die Umlaute auch dabei. Praktisch mit demselben Aufwand kann man stattdessen UTF-8 verwenden. Das erlaubt es, die Umlaute zu haben, aber auch alle anderen Unicode-Zeichen. Und die seltenen Umlaute sind zwei Bytes statt einem groß, was in aller Regel vernachlässigbar ist. Eine andere Frage ist es aber, wenn man z.B. Russisch, Griechisch, Japanisch oder Chinesisch schreibt. utf-8 führt dazu, dass die griechischen und russischen Buchstaben mindestens zwei Bytes brauchen und die chinesischen und japanischen noch mehr. Bei diesen Sprachen ist zugegebenermaßen der Anreiz, eine Codierung zu verwenden, die auf diese Sprache zugeschnitten ist, größer, weil man so die Textdateien um Faktor 1.5 oder 2 kleiner machen kann. Weiß jemand, wie das heute praktiziert wird? In welcher Codierung speichert man üblicherweise Textdateien bei Sprache, die nicht auf lateinischen Buchstaben basieren?

Nun hat GNU-Emacs leider vor vielen Jahren seine eigene Idee statt Unicode entwickeln wollen, wie man die Zeichen der verschiedenen Sprachen codiert. Wer das noch weiß, wird vielleicht dem ganzen Werkzeug misstrauen, aber das ist nicht nötig.
Man kann eine einzelne Datei als Textdatei in utf-8 markieren, indem man in der ersten Zeilen einen Kommentar hat, der etwa so aussieht:

// -*- coding: utf-8-with-signature-unix -*-
// -*- coding: utf-8-with-signature -*-
// -*- coding: utf-8-unix -*-
// -*- coding: utf-8 -*-

Ab dann wird die Datei als Unicode gespeichert und auch beim nächsten öffnen interpretiert.
Das „-unix“ erzwingt einen Zeilenwechsel nur aus „ctrl-J“ (LF), statt „ctrl-M ctrl-J“ (CR LF), was in der Regel besser funktioniert, wenn man sowohl auf Win64/Win32 als auch auf Linux/Unix-Plattformen unterwegs ist.
Das -with-signature führt dazu, dass am Anfang der Datei eine „Signatur“ aus drei Bytes eingefügt wird, die ausdrückt, dass die Datei utf-8 ist. Leider wird diese Signatur nicht von allen Werkzeugen verstanden, aber wenn sie verstanden wird, ist das eigentlich der richtige Ansatz, weil man so wirklich utf-8 erkennen kann, ohne die ganze Datei vorher zu lesen.

Das läßt sich auch pro Endung festlegen, wenn man in .emacs so etwas schreibt:

(defvar utf8-suffix-regex nil "describes suffixes of files that are always utf8")

(setq utf8-suffix-regex "\\.\\(cs\\|scala\\|java\\|groovy\\)$")

(defun choose-encoding-by-suffix ()
  "Choose the encoding based on suffix"
  (interactive)
  (when (and (stringp buffer-file-name)
             (string-match utf8-suffix-regex buffer-file-name))
    (set-buffer-file-coding-system 'utf-8-unix nil t)))

(add-hook 'find-file-hook 'choose-encoding-by-suffix)

Wenn bei diesen impliziten Konvertierungen etwas schiefgeht, z.B. weil iso-8859-1 nach utf-8-Konvertierung zweimal statt einmal gelaufen ist, dann hilft recode. Man kann im Emacs die geöffnete Datei mit recode konvertieren:
Ctrl-X h ESC 1 ESC | recode utf8..latin1
Es empfiehlt sich, vorher eine Sicherungskopie anzulegen.

Dieselben Fragestellungen tauchen mit anderen Editoren und Entwicklungsumgebungen auch auf. In Eclipse und Netbeans kann man die Codierung von Dateien nach Endung, Projekt und auch für einzelne Dateien festlegen. Sicher wissen die vi-Spezialisten gut Bescheid, wie es mit vi geht.

Entscheidend ist, dass man sich bewusst für eine Codierung entscheidet. In Sprachen mit lateinischer Schrift dürfte das fast immer utf-8 sein, wenn man nicht „Altlasten“ hat. Das lässt sich mit geeigneten Editoren in den Griff bekommen.

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